Hörschädigung und Identität

Im Laufe seiner persönlichen, emotionalen und schulischen Entwicklung kommt für jeden Schüler der Punkt, an dem er seinen Platz in der Klassengemeinschaft, im Freundeskreis und im weiteren sozialen und familiären Umfeld definiert.

Dieser Prozess der Identitätsentwicklung verläuft auch bei „normalhörenden“ Kindern nie geradlinig. Er wird von vielen inneren und äußeren Faktoren beeinflusst und kann so manchen Umweg beinhalten.

Gerade bei hörgeschädigten Kindern und Jugendlichen ist eine enge und vertrauensvolle Begleitung besonders wichtig, da sie sich zusätzlich Fragen stellen, die für jeden „normalhörenden“ Jugendlichen nicht relevant sind:

  • Warum höre gerade ich so schlecht?
  • Muss ich die Hörgeräte/CI für immer tragen?
  • Finden die anderen mich doof, wenn ich etwas nicht verstehe?
  • Warum kann ich nicht normal sein?
  • Muss ich in der Klasse wirklich immer vorne sitzen?
  • Wäre es nicht besser, wenn ich meine Hörgeräte / CI verstecke und so tue, als ob ich sie nicht bräuchte?
  • Bin ich eigentlich der einzige Hörgeschädigte oder gibt es noch andere?
  • Was genau klappt in meinem Ohr eigentlich nicht?
  • Brauche ich diese lästige Anlage mit dem Lehrermikro und den Handmikros wirklich?

Diese Fragen stellen nur einen kleinen Ausschnitt der Problematiken dar, die von vielen hörgeschädigten Kindern und Jugendlichen im schulischen Alltag so oder so ähnlich tatsächlich geäußert wurden.

Im Rahmen der Beratung und Unterstützung greifen wir diese Fragen der Schüler auf.

Mit einer Reihe von Maßnahmen versuchen wir, die Schüler in ihrer Identitätsentwicklung zu unterstützen und die Familien, sowie das schulische Umfeld zu beraten:

Das Ziel dahinter ist klar definiert: Den hörgeschädigten Schüler in seinem gewohnten schulischen und sozialen Umfeld so zu unterstützen und zu stärken, dass er in der Lage ist, seinen Lebensweg selbstständig und eigenverantwortlich zu gestalten.